/ Dr. Steve Heinke

Begrenzte Informationsverarbeitungskapazitäten und die Anlageentscheidung

[Translate to Deutsch:] man in money rain

Aufgrund der begrenzten Informationsverarbeitungskapazität sollte sich ein Investor im Anlageprozess auf diejenigen Informationen konzentrieren, welche die größtmögliche Verringerung der Unsicherheit im Portfolio verspricht.

In einer Welt in der viele Informationen sehr schnell zu haben sind, erreicht ein menschlicher Investor schnell die Grenze seiner Fähigkeiten alles aufzunehmen und zu einem kohärenten Bild zu verarbeiten. Gegeben solcher begrenzten Kapazitäten stellen sich zwei Fragen:

(1) Wie sollte ein einzelner Investor die vorhandenen Kapazitäten aufteilen um die beste Entscheidung zu treffen?
(2) Stellen diese Kapazitätsgrenzen möglicherweise eine Ursache für häufig beobachtete Anlagefehler dar?

Ein Investor, welcher sich seiner begrenzten Informationsverarbeitung bewusst ist, sollte sich im Anlageprozess auf diejenigen Informationen konzentrieren, welche die größtmögliche Verringerung der Unsicherheit im Portfolio verspricht. Konkret braucht sich solch ein Investor weniger Gedanken über Schweizer Bundesanleihen zu machen, als über die neuesten Entwicklungen der investierten Aktien. In den meisten Fällen kann es sogar vorteilhaft sein, gewisse Anlageprodukte gar nicht zu beachten, oder die Anzahl der Positionen im Depot gering zu halten. Die übrige Kapazität zur Informationsverarbeitung kann dann zur Verringerung der Unsicherheit im restlichen Portfolio beizutragen.

Gerade letzterer Punkt könnte eine Erklärung für zwei oft beobachtete Verhaltensweisen von privat Anlegern sein. Zum einen diversifizieren die meisten Anleger zu wenig und besitzen zu wenige verschiedene Aktien. Dies führt zu einem sogenannten Klumpenrisiko im Depot und verringert im Durchschnitt daher die zu erwartende Rendite. Ferner investieren viele Anleger in Firmen aus ihrem Umfeld. Jedoch ist nicht immer die Firma aus der Umgebung auch die mit der besten Rendite. Dennoch ist man womöglich über die Firma aus dem Umfeld ohne viel zusätzlichen Aufwand besser informiert, als über den nächsten Wettbewerber, welcher Kilometer weit weg sitzt. Schon allein das Feierabendbier mit dem Kollegen der bei dieser Firma arbeitet, oder die lokale Presse bieten en passent dem Investoren wichtige Informationen.