/ Dr. Steve Heinke

Warum investieren Frauen weniger in Aktien?

Sparschwein

Frauen haben in den letzten Jahrzehnten ihre finanzielle Unabhängigkeit erhöht, sind aber bisher weniger als Männer bereit, Risiken bei Finanzentscheidungen einzugehen. Erfahren Sie mehr darüber von Dr. Steve Heinke (Universität Basel).

Der Anteil Frauen am Berufsleben nimmt deutlich zu. Gemäss Bundesamt für Statistik (2020) sind 1991 nur 72% der 25-35 jährigen Frauen einer Erwerbstätigkeit nachgegangen, während 2019 schon 88% erwerbstätig beschäftigt waren. Dieses Wachstum geht vor allem auf den Bereich der hochqualifizierten und besser bezahlten Tätigkeiten zurück. So haben im Jahr 2019 schon 54% der 25-34 jährigen Frauen einen Hochschulabschluss oder höhere Berufsbildung, während dieser Wert bei den gleichaltrigen Männern lediglich bei 51% lag und bei den Frauen im Alter von 65+ nur bei 15% (36.8% bei Männern).

Frauen haben somit in den letzten Jahrzehnten ihre finanzielle Unabhängigkeit erhöht. Aus dieser Entwicklung folgt ebenso, dass viele finanzielle Entscheidungen von Frauen getroffen werden. Allerdings sind Frauen im Vergleich zu Männern grösseren finanziellen Unsicherheiten ausgesetzt, da sie länger leben und im Durchschnitt weniger Arbeitsjahre aufweisen (Lusardi & Mitchel, 2007).

Der bisherige Stand der Forschung in Bezug auf Unterschiede in den Finanzentscheidungen von Männer und Frauen ist erstaunlich gering. Es ist jedoch bekannt, dass bei Finanzentscheidungen in Experimenten Männer im Vergleich zu Frauen bereit sind generell höhere Risiken einzugehen (Charness & Gneezy, 2012). Auch investieren Männer häufiger und einen höheren Anteil ihres Vermögens in risikoreichere Anlagen (Fisher& Yao,2017), was jedoch im Beispiel von Aktien auch mit häufigeren Umschichtungen einhergeht und so die Rendite schmälert (Barber, 2001). Andererseits führt die grössere Einkommensunsicherheit bei Frauen (Fisher & Yao, 2017) zu einem erhöhten Bedarf an sicheren Investments.

Als Ursache für die Geschlechterunterschiede gelten auch die Gesellschaftlichen Werte und Normen, die zu einer Rollenaufteilung führen, bei der Frauen weniger oft Anlageentscheidungen treffen. Dadurch haben Frauen häufig eine geringere Erfahrung mit solchen Entscheidungen, so dass das wahrgenommene Risiko einer Anlageentscheidung als grösser erscheint. Ferner setzen sich Frauen dadurch seltener mit Investitionsentscheidungen auseinander und weisen folglich in Studien eine geringere finanzielle Bildung auf, planen weniger häufig für ihre Pension und besitzen somit auch ein geringeres Pensionsvermögen am Ende ihres Arbeitslebens