/ Kevin Trutmann, MSc
Wie die Investitionsposition unsere Erwartungen beeinflusst
Nicht alle Neuigkeiten sind gleich wichtig. Insbesondere bei Investitionsentscheidungen lassen wir uns manchmal auch von unwichtigen Informationen fehlleiten oder schenken wichtigen Informationen zu wenig Beachtung.
Der Aktienpreis fällt. Aber hat das etwas zu bedeuten? Und wie soll man mit einer solchen Information umgehen und handeln? Der Entscheider im Lehrbuch würde versuchen aus der Aktienkursbewegung den Informativen Teil heraus zu filtern und diesen in seine bestehende Erwartung einbauen. Dementsprechend bemühen professionelle Fondmanager komplexe mathematischen Modelle um die bestmöglichen Prognosen herzuleiten.
Solch ein strukturiertes Vorgehen hilft auch unwichtige Aspekte aussen vor zu lassen. Beispielsweise, ist eine statistische Prognose unabhängig davon, ob durch den Kursverfall bisher Gewinne oder Verluste entstanden sind. Die Fähigkeit objektive Entscheidungen zu treffen und wichtige von unwichtigen Aspekten zu trennen wird auch vielen erfolgreichen Investoren zugeschrieben.
Wir wissen aber aus Laborstudien, dass bei Privatinvestoren die Verarbeitung neuer Informationen häufig durch positive oder negative Erfahrungen, Wünsche und Erwartungen und somit auch von nicht relevanten Aspekten geprägt wird. So tendieren Teilnehmer an einer Investitionsstudie in Verhaltenslabor dazu, zu glauben, dass der Preis eines Investments früher oder später zum Einstiegspreis zurückkehrt (Jiao, 2017). Wenn also der Aktienkurs gestiegen ist und ein Gewinn erzielt wurde erwarten diese Teilnehmer, dass der Kurs mit einer hohen Wahrscheinlichkeit fällt und der Gewinn verloren geht. Daher verkaufen viele ihre Position, obwohl möglicherweise alle Zeichen auf Erfolg stehen und nichts zu tun die beste Option wäre. Umgekehrt werden verlustbringende Geschäfte dann länger gehalten, in der Hoffnung, dass sich der Preis wieder erholt.
Solche Überlegungen können auch dazu führen, dass unsere Erwartungen für die Entwicklung eines Aktienkurses davon abhängen ob wir selbst investiert haben oder ob wir die Preisbewegungen nüchtern "von aussen" betrachten (Kuhnen, 2017, Lejarraga, 2016). So konnte in einem anderen Experiment gezeigt werden, dass Teilnehmer dazu tendierten ihre Investitionen zu "rechtfertigen" indem sie beispielsweise negative Informationen über ihre Anlage einfach ignorierten.
Diese "Nüchternheit" zu wahren ist eine der Herausforderungen denen man sich bei Investitionsgeschäften stellen muss. Sie beeinflusst ob wir wichtige von unwichtiger Information unterscheiden können, und ihr somit das nötige Gewicht geben können – aber eben auch nicht mehr.